Den Begriff Old School hatte ich zu meinem persönlichen Unwort des Jahres 2012 erkoren. Seitdem habe ich mich immer wieder mit der Frage beschäftigt, warum ein ungebrochener Trend besteht, Rollenspiele zu entwickeln, die das Spielgefühl der 80er Jahre nachempfinden sollen.
Ich meine, was soll das?
Natürlich blicken die Leute, die 1985 Das Schwarze Auge gespielt haben, mittlerweile verklärt auf die schönen Stunden ihrer Jugend zurück, aber es dürfte uns allen klar sein, dass wir heute über die vielen Nachteile des Spiels die Nase rümpfen würden. Wenn ich nur ein wenig in meiner Erinnerung krame, fallen mir genug frustrierende Nachmittage ein, an denen nichts voran ging.
Ist Old School Revival also nichts weiter als die mystische Suche nach einem Heiligen Gral, gesehen durch die rosarote Brille der beginnenden Senilität?
Zur Definition des Begriffs haben sich Klügere als ich Gedanken gemacht, nachzulesen in der OSR-Fibel bei System Matters. Zusammengefasst gibt es vier wesentliche Bereiche, in denen sich ein RPG alter Schule von einem „modernen“ Spiel unterscheidet:
Die vier Zen-Momente
- Es entscheidet der Spielleiter, nicht das Regelwerk
- Die Fähigkeiten des Spielers zählen ebenso viel wie die Fertigkeiten des Charakters
- Wir spielen Helden, keine Superhelden
- Vergiss die Spielbalance
In der oben genannten Fibel sind diese Unterschiede anschaulich und ausführlich erklärt, ich gehe nicht weiter darauf ein.
Ein weiteres sehr anschauliches Beispiel ist Das Silvana-Experiment, das allererste DSA-Gruppenabenteuer aus dem Basisspiel, präsentiert auf einer modernen Rollenspiel-Convention.
Schlussfolgerungen:
- Wer als junger Spieler mit RPGs anfängt, braucht sich um Old School Renaissance keine Gedanken zu machen. Das kann er in 30 Jahren tun.
- Regeln für Anfänger sollten vor Allem einsteigerfreundlich sein.
- Ein jeder finde Spielgruppe und Regeln, bei denen er sich wohlfühlt.
- Mit Startschwierigkeiten ist zu rechnen.
- Da eine Fülle verschiedenster Regelsysteme existieren, kann man sich daraus einfach die Hausregeln zusammenstellen, nach denen man gerne spielen möchte.
- Mit einem guten Spielleiter wird jedes Abenteuer zu einem Erlebnis für die Spieler.
- Ein guter Spielleiter wird man durch Erfahrung.
- Wer als alter Hase das Old School-Spielerlebnis wiederentdecken möchte, entscheide sich für ein beliebiges Regelsystem, das ihm Raum lässt, die „Vier Zen-Momente des OSR“ umzusetzen.
- Aufhören zu jammern.