Wir konnten doch die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen, dass vier erwachsene Fantasy-Fans für ein verlängertes Wochenende gemeinsam auf engstem Raum in einer Ferienwohnung eingesperrt waren, und haben uns daher vorsorglich gleich drei einschlägige Brettspiele eingesteckt.
Andor ist leicht zu erlernen, auch für ältere Kinder geeignet und recht kurzweilig. Was mir als altem Hack’n’Slayer unlogisch vorkam, dass man nämlich die Monster nicht einfach so umnieten darf, hat seinen Grund darin, dass sonst die Legende nicht funktioniert. Spätestens beim zweiten Durchspielen eines Spielabschnitts, einer sogenannten Legende, ist aber klar, welche Fehler zu vermeiden sind, will man das Spiel gewinnen. Meiner Meinung nach kann man die einzelnen Legenden jeweils zwei-, dreimal durchspielen, bevor es langweilig wird. Andererseits ist die Spielmechanik einfach genug, sich dann selbst neue Legenden zum Spielen auszudenken. Andor ist auch gut geeignet für eine schnelle Partie zwischendurch.
Rune Wars erfordert schon einiges mehr an Einarbeitungszeit, mit dem Regelwerk muss man sich eingehend auseinandersetzen, bevor es ans Spielen geht. Zum Glück habe ich da bereits einige Übung. Es ist ein mittlerweile sehr ausgereiftes, vielseitiges Spiel, bei dem man je nach Vorliebe auf ausgefeilte Strategie oder die Fähigkeiten seiner Helden setzen kann, um zu gewinnen. Der Trick zum Regelverständnis bei Rune Wars besteht darin, dass Aktionen immer in einer festgelegten, unveränderlichen Reihenfolge abzuwickeln sind, und man eigentlich nur den Anweisungen auf den gerade ausgespielten Karten folgen muss. Die opulente Ausstattung mit den 192 Plastikfigürchen und dreidimensionalen Gebirgszügen sorgte auch diesmal wieder dafür, dass schnell eine „fantastische“ Stimmung aufkam. Der Hauptnachteil des Spiels ist der epische Umfang, man braucht einen GROSSEN Tisch und gerade als Anfänger auch locker 5-8 Stunden Zeit.
Mage Knight ist eigentlich ein Kartenspiel, bei dem es darum geht, ein immer besseres und stärkeres Kartendeck zusammenzustellen, mit dem man dann die Kämpfe bestreitet. Die erforschbare Weltkarte dient dazu, die Kämpfe in eine spielbare Reihenfolge zu bringen. Wir hatten am meisten Schwierigkeiten damit, dass es oft Ausnahmen beziehungsweise Varianten der Spielregeln gibt, die nicht hinlänglich erklärt und auch nicht immer logisch sind. Solche Spielfehler verzeiht Mage Knight aufgrund seiner ausgeprägten Wettkampfcharakteristik nicht, schnell wird das Ungleichgewicht zwischen den Spielern unfair. Das Spiel ist etwas für mutige Taktiktüftler, die Spaß daran haben, spielerisch so hart am Wind zu segeln wie möglich. Da es immer Raum für weitere Optimierungen gibt, kann man sich als Spieler immer neuen Herausforderungen stellen. Von der Spielzeit her sollte man anfangs einen Abend pro Spiel einplanen.
Mein Fazit dieses Spiele-Wochenendes:
Andor ist mir zu einfach und ich vermisse mehr Spieltiefe. Ich hätte mir eine liebevoller und auch literarisch anspruchsvoller gestaltete Spielwelt gewünscht, schließlich spielt man eine Legende.
Rune Wars bleibt mein persönlicher Favorit aufgrund der tollen Ausstattung, Spielatmosphäre und der vielen Wege zu gewinnen- immer vorausgesetzt, man hat genug Zeit und Raum für das Spiel.
Mage Knight verstehe ich vielleicht beim nächsten Mal gut genug, um es vernünftig spielen zu können. Das egoistische Streben nach Punkten (Ruhm) liegt nicht so ganz auf meiner Wellenlänge.
3 Comments
Zu Andor: Es gibt auch hier schon eine umtriebige Gemeinschaft zu dem Spiel. Zu sagen wäre auch noch, dass Andor ein reines CO-OP Spiel ist. Also alle gegen das Spiel, während Rune Wars Player vs. Player läuft.
Leider fehlen mir zuhause die nötigen Mitspieler für Andor, schade. Vielleicht demnächst mal wieder in Opa´s Hütte. Ich bring diesmal auch fertig gehacktes Brennholz mit.
Da muss ich Dir Recht geben, Andor bietet mit seinem einfachen Kampf- und Inventarsystem und dem interessanten Einsatz der Würfel, Stärke- und Willenspunkte ein einfaches, gut anpassbares Gerüst, eigene Abenteuer zu schreiben. Vielleicht kommt hier das Neverwinter Nights der Tabletop-Spiele.
Jau, bavaroti, stimmt – und genau das CO-OP finde ich an Andor klasse! Mir macht es immer viel Spaß, gemeinsam mit den anderen Spielern an der Lösung eines Problems zu arbeiten.
Rune Wars fand ich tatsächlich am besten, weil es mir vom Spielkonzept am vielseitigsten zu sein scheint. Außerdem liebe ich alter Haptiker diese ganzen schönen kleinen Figuren, vor allem natürlich die Bösen :-).
Mage Knight hat sich mir auch nicht so ganz erschlossen, obwohl ich hier mit Abstand den meisten Ruhm eingeheimst habe. Der Trick scheint zu sein, einfach die Karten rauszuhauen und viel Aktion zu machen. Oder um es mit den Worten von Uranochos zu sagen: „…unser Fehler war es, das Spiel verstehen zu wollen … Kyra hat es einfach gespielt.“ 😉