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In der leeren Weite Thüringens, in der Stille der 56k-Modemverbindung, computerlos, hatte ich letzte Woche reichlich Gelegenheit, einmal mehr darüber nachzudenken, was für eine Art Spiel ich eigentlich machen will.

Bewaffnet mit dem D&D Fantasy Adventure Game Basic Rulebook und dem Dungeon Module B2 – The Keep on the Borderlands, beide von 1981, meinem treuen Kugelschreiber und einem karierten Ringbuchblock, machte ich mich daran, einmal mehr innerlich aufzuräumen, um mir über vieles klarzuwerden.

Rollenspiel, mich in meinen Helden hineinzuversetzen, mir zu überlegen, wie er wohl handeln würde, um die Abenteuer zu bestehen, kommt nur zustande, wenn ich mich mit meinem Helden ausreichend identifizieren kann. Der Held muss größtenteils ein normaler Mensch bleiben. Besser oder böser, ja. Auch stärker, OK. Mit Fähigkeiten, die es nur in der Fantasy-Welt gibt, wie Zauberei oder klerikaler Göttermacht, natürlich.

Aber der Kampf einer Gruppe von niederstufigen Helden gegen einen Stamm Goblins ist nicht weniger fordernd als der Kampf eines legendären Helden (will heissen, Stufe 40 aufwärts) gegen eine Schar von handgedrechselten Über-Monstern, ganz im Gegenteil. Oft müssen die kleinen Helden auf andere Mittel zurückgreifen, als sich im Vertrauen auf ihre gottgleichen Fähigkeiten in die Schlacht zu stürzen. Sie müssen zusammenarbeiten, sich gegenseitig unterstützen, taktisch klug kämpfen, ihre Kräfte richtig einschätzen. Sie müssen eingedenk ihres nicht gar so unwahrscheinlichen Todes Vorsicht walten lassen, dem Kampf aus dem Weg gehen, manchmal gar ihr Heil in der unrühmlichen Flucht suchen. Der Spieler muss denken.

Darum ist es von Vorteil, den Helden die Erfahrungspunkte nicht mit vollen Händen hinterherzuwerfen, sie nicht bis zum Kragen mit Ausrüstungsgegenständen auszustaffieren, die Zauberer sich nicht überall ausruhen und ihre Fähigkeiten wieder aufladen zu lassen.

In Zukunft werde ich die Entwicklung der Spielwelt in diesem Sinne vorantreiben.

Das bedeutet: Adieu, LocalVault! Arrivederci, SL-Zugang für Jedermann! Good bye, 50+ Toons pro Login! Hasta la vista, Über-Item! Hallo, Datenbank!

Welcome to the real world.

———

PS.  Und ich werde vielleicht als technische Basis der Erweiterung auf Project Q umsteigen…

PPS. „Your first ten games are gonna be terrible.“

PPPS. Sorry, V.

5 Comments

  1. Danke für den Link zum Denken …

  2. Gern geschehen.

  3. Schöne Sache das … 🙂
    Da sind wir uns als Spieler der „alten Schule“ sicherlich einig, ein bisschen mehr Herausforderung durch ein paar Beschränkungen sind besser als Über-Monster und ständiges Hack-and-Slay – dafür gibt es ja andere Spiele … und NWN bietet so viele Möglichkeiten!
    Zumindest hätten wir damals ganz schnell die Lust verloren, wenn wir ständig verreckt wären und neue Charaktere hätten erschaffen müssen …
    Hoffen wir nur, dass es auch noch andere Rollenspiel-Veteranen gibt, die mehr Spaß am Zusammenspiel, langsamen Wachstum und Denken haben als an einem egomanischen Killer-Trip!

  4. Es gibt diese Spieler, und viele von ihnen stehen vor dem gleichen Dilemma wie wir:
    Sie wollen ein UNKOMPLIZIERTES, doch herausforderndes RPG spielen. Sie möchten nicht auf eine Genehmigung ihres Chars durch das SL-Team warten. Sie möchten nicht totge-emoted werden. Sie möchten nicht auf die Spielleitung warten, damit eine Kampagne weitergeht. Sie möchten keine Verpflichtung eingehen, regelmäßig zu festgesetzten Zeiten mitzuspielen, damit die Story der Spielwelt sich entfalten kann.
    Sie möchten verdammtnochmal einfach Spaß haben, ohne dass jede spielerische Herausforderung allein darin besteht, mit dem Schwert in der Faust dem nächsten Bossgegner entgegenzutreten.

    @Annon-galad: Du hast natürlich recht…

  5. Es geht jetzt in diesem Zusammenhang darum, herauszuarbeiten, welche „Features“ und Spielmechanismen ein RPG-Server haben sollte. Um einmal zu erproben, was MÖGLICH ist, verweise ich auf den nächsten Artikel: Arbor Falls.

    Sicher müssen wir nicht alles genauso machen, aber es hilft vielleicht, etwas klarer zu sehen, ganz besonders im Kontrast zu, sagen wir mal, BadlandsRPG.

    Ich habe inzwischen zwei ganz kurze Filme bei YouTube hochgeladen, die in Bezug auf Inventar und Kampf den Unterschied in der Qualität zwischen CEP und Project Q etwas besser verdeutlichen sollen.


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